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Wie belastbar sind die BU-Versicherer? Die Studie BU-Stabilität 2016 von Franke und Bornberg gibt Antworten

Franke und Bornberg Pressemitteilung

Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat 57 BU-Versicherer untersucht. Die Studie BU-Stabilität leitet aus aktuellen und Vergangenheitswerten Indikatoren für die künftige Entwicklung der Stabilität im Geschäftsfeld Berufsunfähigkeit ab. Zwölf Unternehmen haben die Analyse mit Bravour bestanden.

Schwindet die Arbeitskraft, schützt eine Berufsunfähigkeits-versicherung (BU) vor den finanziellen Folgen. Sie ist für Verbraucher unbestritten eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt, auch im Urteil von Verbraucherschützern. Doch der scharfe Wettbewerb um Preise und Bedingungswerke hat bei den Versicherern Spuren hinterlassen. Die Kernschmelze der Zinsen schmälert die Marge und erhöht den Druck zusätzlich. Wie stabil sind die BU-Versicherer heute noch?

Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat für ihre Studie BU-Stabilität 2016 insgesamt 57 Unternehmen unter die Lupe genommen. Sie zeigt Kunden und Vermittlern, welche Versicherer für langfristig verlässliche Konditionen und damit für Zukunftsfähigkeit stehen. 44 Gesellschaften erhielten eine Gesamtbewertung. Davon erreichte gut jede vierte einen Platz in der Spitzengruppe. An dreizehn Versicherer konnten nur Teilbewertungen vergeben werden, weil wesentliche Daten bzgl. Prämienkalkulation, Annahmegrundsätzen und/oder Bilanzkennzahlen nicht ermittelt werden konnten.

BU-Stabilität 2016 Stabilität

Die Studie liefert einen differenzierten Einblick in die Leistungsfähigkeit der untersuchten BU-Versicherer. Die zugrunde liegenden Kriterien bilden die wesentlichen Einflussfaktoren für nachhaltigen Erfolg im BU-Geschäft.

Bedarfsgerecht kalkulieren

Franke und Bornberg hat die Beitragskalkulation der BU-Versicherer für das Jahr 2016 in verschiedenen Berufsgruppen untersucht – mit erstaunlichen Ergebnissen. Denn die Bandbreite ist enorm, beim Brutto- wie auch beim Zahlbeitrag. Als Benchmark dient das jeweilige Beitragsmittel der 20 bedeutendsten BU-Versicherer. Davon weichen die Beiträge in der Spitze um 50 Prozent (brutto) beziehungsweise 30 Prozent (netto) ab, in Ausnahmefällen sogar darüber hinaus. Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg, sieht die Entwicklung mit Sorge: „Der Markt ist sehr umkämpft, da sich aufgrund der Zinskrise viele Versicherer auf das Biometrie-Segment konzentrieren wollen. Daher wird zunehmend sehr aggressiv kalkuliert. Es gibt Versicherer, die nur die Hälfte der marktüblichen Durchschnittsprämie aufrufen. Ein solches Pricing ist nicht allein mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen. Es zeigt deutliche Tendenzen zur Unterkalkulation.“ Und gefährde auf diese Weise die Stabilität, mahnt Franke. Die Freude über einen günstigen Beitrag könne schnell in eine böse Überraschung umschlagen, wenn Versicherer ihren Zahlbeitrag erhöhen müssten.

Risiken realistisch einschätzen

Die Einschätzung des beruflichen Risikos bildet – neben der Gesundheitsprüfung – eine tragende Säule der Antragsprüfung. Um noch feiner differenzieren und damit noch günstiger anbieten zu können, nutzen Versicherer vielfach ein Scoring-Modell, das sich am Anteil der kaufmännischen bzw. körperlichen Tätigkeit und manchmal auch der Reisetätigkeit orientiert. Die Studie zeigt, dass davon inzwischen rund 80 Prozent der Versicherer Gebrauch machen. Fragen nach Tätigkeitsanteilen aber öffnen Manipulationen Tür und Tor und bergen das Risiko, dass der Beitrag unter der Bedarfsprämie bleibt. Diese Gefahr steigt weiter, sofern für Vermittler und Verbraucher Sprungstellen erkennbar werden, deren Überschreiten zu überproportionalen Steigerungen des Beitrages führt. Hier ist absehbar, dass Angaben optimiert werden, um eine günstige Einstufung zu erlangen – regelmäßig zum Nachteil der kalkulierten Risikoverteilung im Versicherungskollektiv.

Negativselektion vermeiden

Als weiteren destabilisierenden Faktor macht die Studie hohe Dynamiksätze ohne zusätzliche Gesundheitsprüfung aus. Diese bewirken eine (unkalkulierbare) Risikoerhöhung für das Versichertenkollektiv. Immerhin sieben Versicherer sind nach den Erhebungen von Franke und Bornberg bereit, zehn Prozent Dynamik ungeprüft in die Bücher zu nehmen. Negative Selektionseffekte sind hier vorprogrammiert. Dabei lehrt die Erfahrung: Sobald sich die versicherte BU-Rente dem bisherigen Nettoeinkommen des Versicherten nähert, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Leistungsantrags bis hin zu einer Verdoppelung der Antragszahlen insgesamt.

BU-Stabilität 2016 Dynamiksätze

Überschüsse konstant halten

Risikoüberschüsse sind das Ergebnis einer vorsichtigen Kalkulation. Sie entstehen nur, wenn das tatsächliche Risiko unterhalb der kalkulierten Invalidisierungswahrscheinlichkeit verläuft. Aber Überschüsse sind nicht naturgegeben, weiß Michael Franke: „Wir mussten bereits bei 13 Gesellschaften eine Senkung des laufenden Überschusssatzes oder Bonus feststellen. Das ist sicherlich der stärkste Indikator dafür, dass die Kalkulation schon in der Vergangenheit nur teilweise aufgegangen ist.“ Leidtragende sind die Kunden. Ihr Beitrag steigt, ohne dass damit bessere Leistungen verbunden wären. Die Studie zeigt im Detail, welche Unternehmen wann und in welchem Umfang Überschüsse zurückgefahren haben.

Kompetenz beweisen

Seit Jahren untersucht Franke und Bornberg mit dem BU-Unternehmensrating die Professionalität von Versicherern im BU-Geschäft. Neben einer Prüfung der Kundenorientierung sowie der Arbeitsprozesse vor Ort stehen Stabilität und Nachhaltigkeit der Geschäftsentwicklung im Fokus der Untersuchung. Das Verfahren ist einmalig am Markt. Die Prüfung der teilnehmenden Versicherer vor Ort erlaubt einen tiefen und verifizierten Einblick in deren Geschäftsprozesse. Die Erkenntnisse sind in die Studie BU-Stabilität eingeflossen.

Finanzielle Stabilität zeigen

Im Bereich „Finanzielle Stabilität“ konnten die meisten Versicherer punkten. Hier hat Franke und Bornberg vor allem Unternehmenskennzahlen bewertet. 18 Gesellschaften erreichten mindestens 75 Prozent, weitere 14 mindestens 70 Prozent. Kein einziges Unternehmen, für das Kennzahlen ausgewertet werden konnten, lag unterhalb der Schwelle von 50 Prozent. Aufschlussreich sind die Einzelwerte: Die Eigenmittelquote betrug 2015 im Mittel 10,06 Prozent bei einer Bandbreite von 4,75 bis 44,11 Prozent. 14 Versicherer erreichten mehr als zehn Prozent.

Die Nettoverzinsung laut BaFin-Berechnungsmethode lag 2015 im Durchschnitt bei 4,05 Prozent, die Bandbreite zwischen 2,6 bis 5,4 Prozent. Aber reicht die Nettoverzinsung auch für die deklarierten Zinsüberschüsse? Bei sechs Versicherern war das nicht der Fall. Der durchschnittliche Spread betrug 0,92 Prozentpunkte.

Die BU-Stabilitätssieger

Franke und Bornberg ermittelt für jedes Wertungskriterium eine Kennzahl im Bereich zwischen 0 und 100 (100 = Maximalerfüllung) als Maßstab für die Fähigkeit eines Unternehmens, sein BU-Geschäft langfristig stabil betreiben zu können. Der Stabilitätsindex zeigt für jeden Teilbereich sowie für die Gesamtwertung das Verhältnis von erreichter Punktesumme zu möglicher Punktesumme. Die Ergebnisse der Teilbereiche werden gewichtet und zu einem Gesamtindex zusammengeführt. Dieser Index ist ein wichtiger Indikator für langfristige Stabilität im Geschäftsfeld Berufsunfähigkeit.

BU-Stabilität 2016 Zielerfüllung

Fazit und Ausblick

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung liegt der Fokus immer noch zu stark auf dem Preis als ausschlaggebendem Kriterium. Mit dem neuen Stabilitätsindex schafft Franke und Bornberg ein Gegengewicht zum Preiswettbewerb. Der Index beleuchtet die Lage der Versicherer aus verschiedenen Blickwinkeln. Er untersucht nicht nur den Status quo, sondern berücksichtigt auch Merkmale mit Wirkung auf die Zukunft. Michael Franke erläutert den Zusammenhang: „Müsste ein Versicherer seine deklarierten Überschüsse auf breiter Front senken und damit die Zahlbeiträge erhöhen, wäre die weitere Entwicklung absehbar. In der Privaten Krankenversicherung zeigt sich bereits, wie Vermittler und Kunden in diesen Fällen reagieren: mit gezielter Umdeckung gesunder Kunden. Mittel- bis langfristige Konsequenz sind Entmischung des Kollektivs und damit eine weitere Beschleunigung der Talfahrt. Ich halte eine solche Entwicklung bei einzelnen Versicherern für möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich.“